Jürgen Fliegel und Bernhard Biller von der Leipziger Theaterkompanie brachten in ihrem Kabarettprogramm die Probleme des älter werdens und des älter seins ebenso auf die Bühne wie die spitzbübische Freude daran, als Alte auch mal überlegen zu sein und dem Leben ein Schnippchen zu schlagen.
Der Humor der beiden, die in immer wieder neuen, unterschiedlichen Rollen auf die Bühne des Gemeindezentrums kommen, ist oft von einer kräftigen und direkten Art. Der Herkunft der Schauspieler entsprechend ist oft auch eine Spur Sächsisch dabei, das zu einer vertrauten Verbundenheit der Rollen mit dem überwiegend älteren Publikum führt. Man merkt, dass den Zuschauern die Probleme des Alters und des älter werdens bekannt sind. Man merkt aber auch, dass diese herzlich darüber lachen können. Und das ist sicher das Beste, was man in jeder Lebenslage machen kann. Egal ob die beiden alten Herren Schmidt und Walther am Stock gehend die Bühne betreten und "Stöcke hoch, jetzt geht es rund" singen, der "Clemens mit der Demenz" als ehemaliger Schlagerstar auftritt (und seinen Text genau dort vergißt, wo ihn das Publikum sofort wie von selbst ergänzt und weitersingt) oder die flotte Frau Sengelblech zum "Table-Dance in der Seniorenresidenz" singt und ihr Bein lasziv um den Gehstock schlingt – von Anfang haben Biller und Fliegel die Lacher des Publikums fest auf ihrer Seite.
Eher unterschwellig kommen auch ernsthaftere Fragen in das Programm, etwa wenn sich zwei Rentner im schwarzen Kapuzenpulli aufmachen, "Mehr Rente für alle!" an die Wand zu sprühen, dann aber überlegen, ob damit auch die gemeint sind, die schon zu viel haben. Oder wenn ein Abgeordneter der PDGJ, der Partei der Goldenen Jahre, in einer Bundestagsrede die Bedürfnisse der Alten einfordert. Die zwar auch mal albern sein können, wie verkürzte Mindesthaltbarkeit von Lebensmitteln ("so lange haben wir nicht mehr Zeit"), aber auch so notwendig wie etwa verlängerte Grünphasen an Fußgängerampeln.
Viele der Themen drehen sich aber auch um Beobachtungen, die man ganz normal im Alltag machen kann, und nicht nur auf Alte beschränkt, das Verhalten an der Supermarktkasse etwa oder Gespräche alter Damen auf dem Friedhof. Auch Slapstick kommt nicht zu kurz, etwa wenn sich der neue fahrbare Untersatz, "rot und mit Soundanlage" als aufgemotzter Rollator erweist. So war der Abend ein rundum vergnüglicher, waren die zweimal 45 Minuten viel zu schnell vorbei.
Der heutige Auftritt war bereits der fünfte im Gemeindezentrum von St.
Jakobi Schönebeck, wie Pfarrer Johannes Beyer recherchierte. Das waren
dann auch nicht nur Kabarettabende, wie die Kochshow "Sächsische Spezialitäten" (2013) oder das Medizinkabarett (2017), sondern auch Programme wie "Wer braucht schon einen Engel" (2014) und "Luther" (2015). "Und einige weitere Programme haben wir noch", ergänzten Fliegel
und Biller. So können wir die Theaterkompanie hier sicher auch nochmal erleben.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen