Achim Amme – Lesung
Volkwin Müller – Gitarre
Achim Amme (links) und Volkwin Müller |
Achim Amme, Schauspieler und Buchautor aus Hamburg, brachte die bei Droemer erschienene John-Lennon-Biographie des britischen Journalisten Philip Norman mit und ließ sich bei der Lesung musikalisch von Volkwin Müller, dem Singer/Songwriter aus Detmold begleiten.
Achim Amme, der die Episoden aus Lennons Biographie nicht einfach nur las, sondern passend dazu immer auch Lennons persönliche Hintergründe erläuterte, zeigte sich als genauer und sensibler Beobachter der Lebensumstände des Sängers. Schließlich kann in zwei Stunden Programm nur ein kleiner Teil wiedergegeben werden – Amme schaffte es, in der knappen Zeit den Bogen von Lennons Umzug nach New York bis hin zu seinem tragischen Tod zu schlagen.
Im ersten Teil der Lesung spielte Achim Amme auch Musikschnipsel von CD ein, die er passend zu den Texten aussuchte. So gab es zu einer Anekdote über Lennons Lieblingstante Mimi, die über Amerika sagte, "ich fahre doch nicht in ein Land, in dem die Menschen mit Schußwaffen herumlaufen" ein Stückchen "Happiness is a warm gun". Welche Vorahnung von beiden!
Dem Publikum wurden weitgehend unbekannte Seiten Lennons deutlich, die eines verletzlichen, schüchternen und vielleicht etwas weltfremden Mannes, der nicht ohne Begleitung durch Amerika reisen konnte. "Er sieht so einsam aus da oben", schrieb Yoko Ono einst über ihn, als sie ihn auf der Bühne des ausverkauften Madison Square Garden sah. Aber auch John Lennon als Vater, der seinem Sohn Sean ein lieber Vater war, der für ihn sanfte und zarte Lieder schrieb (als Beispiel spielte Amme "beautiful boy" an).
Später griff Volkwin Müller zu seiner Gitarre und übernahm die Begleitung, mit seinen eigenen Interpretationen der Beatles- und Lennon-Songs. Das Publikum hatte so das Vergnügen eines direkten Vergleichs von Live-Atmosphäre und Musikkonserve. Müller lieferte kräftige Songs, unterstützt von seinem Fußschlagzeug.
Wer Lennons Leben kennt, konnte im Fortgang der Jahreszahlen erkennen, daß die Lesung unweigerlich auf das Jahr 1980 zusteuerte, auf den Mord an John Lennon in New York. Doch damit war noch nicht Schluß: Philip Norman hatte noch Erinnerungen von Sean Lennon an seinen Vater aufgenommen. "Wenn ich daraus vorlese, merke ich, daß die Zuhörer erleichtert sind, daß John Lennons Geschichte damit noch nicht zu Ende erzählt ist", erklärte Achim Amme nach der Lesung, "erleichtert und froh darüber, daß an Lennon immer noch gedacht wird".
Wie kamen der Schauspieler und der Musiker zu diesem Programm zusammen, wollte ich von den beiden noch wissen. Für Achim Amme begann diese Art literarischer Lesungen mit einem Ringelnatzprogramm, erklärte er. Später, als die Idee zu einem John-Lennon-Programm aufkam, experimentiert er erst mit reiner CD-Begleitung und stellte dann aber fest, daß live eben live ist. Als ihm Volkwin Müller empfohlen wurde, merkten beide gleich, daß sie mit ihrem Sinn für Musik und Text auf einer gemeinsamen Wellenlänge waren. Neben seinen Lesereisen und der Arbeit als schreibt Amme auch selbst, seine Bücher brachte er gleichfalls mit nach Schönebeck.
Auch Volkwin Müller hatte einiges beizutragen. Sein musikalisches Leben war nicht immer von den Beatles bestimmt. In früherer Zeit zog er mit der Punkband "Ackerbau und Viehzucht" durch die westfälische Provinz und erinnert sich an Konzerte der Toten Hosen vor wenigen Leuten in kleinen Dorfkneipen. Die Musik hat sich seitdem gewandelt, die Begeisterung, nun für Beatles- und Lennon-Titel ist geblieben. Und auch das komponieren und spielen eigene Titel. Seine CDs hat er von Beatles-Covergestalter Klaus Voormann illustrieren lassen.
Am Ende des Konzertes überreichte Christian Meinel vom Soziokulturellen Zentrum Treff als kleines Geschenk ein kleines Büchlein: die aktuelle Zusammenstellung von Geschichten der Autorenrunde des Treff.
Das Programm wurde gemeinsam von KuK 26 (Schönebeck) und dem Treff (Salzelmen) organisiert. Wer die Schönebecker kennt, weiß, daß die beiden Stadtteile gefühlt immer noch ein ganzes Stück weiter voneinander entfernt sind als es dem Stadtplan nach tatsächlich der Fall ist. Insofern war es eine gute Idee von Christian Meinel, mal etwas gemeinsam zu veranstalten. Das Publikum folgte dieser Idee, oder sollte man "die Publikümer" (oder wie auch immer die Mehrzahl lautet) sagen, der Saal war jedenfalls voll bis fast auf den letzten Platz, sowohl Stammpublikum beider Einrichtungen als auch Leute die sich von der Ankündigung interessieren ließen. Eine Fortsetzung folgt ganz bestimmt.
An die Pinwand im Foyer des Gemeindezentrums hatte jemand eine Nachricht gepinnt, mit der er seine Plattensammlung der Beatles auflösen will. Wie passend für den Abend!
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