Sinfonieorchester Magdeburger Musikfreunde unter Leitung von Gero Wiest |
Das Orchester wurde 1958 als „Collegium Musicum“ gegründet, in dem inzwischen Profis und ambitionierte Laien vom Handwerker bis zu Ärztin, von der Studentin bis zum Rentner spielen. Die Bezeichnung Laien-Orchester wäre bei dem vollen Klang des Orchesters ein großes Stück zu tief gestapelt. Und auch die Bezeichnung „Magdeburg“ im Namen ist nicht ganz zutreffend, schließlich spielen dort auch einige Schönebecker mit. Das war Anlass dafür, ein Konzert der Saison auch in Schönebeck zu spielen, zum siebten Mal schon in St. Jakobi.
Das Konzert fand mit Unterstützung der Schönebecker Softwarefirma Social Map statt. Diese übernahm die Kosten der Aufführung und stellte im Gegenzug die Eintrittsgelder dem Verein „Teddy-Wünsche“ aus Calbe zur Verfügung, der schwer kranken Kindern Wünsche erfüllt. Pfarrer Johannes Beyer brachte zur Begrüßung eine große Sparbüchse in Teddy-Form mit und rief die Besucher dazu auf, darin die Spendensumme weiter zu erhöhen. An den 60. "Geburtstag" des Orchesters anspielend fragte er in die Runde, ob wohl noch jemand aus dem Gründungsjahr mitspiele. Nein, die müssten jetzt wohl alle über 80 sein – so alt war dann doch keiner der Musiker.
Für das Konzert zum sechzigsten Jubiläum hatte Dirigent Gero Wiest schon in der vergangenen Saison angekündigt: „da versuche ich, Werke von Leonard Bernstein in den Mittelpunkt zu stellen, der 2018 einhundert Jahre alt geworden wäre“. Ganz unkomplizert war das nicht, vor allem, weil das Ausleihen der Noten für die Bernstein-Werke sehr teuer ist. "Das wird nach Monaten berechnet und wir als Orchester von Hobbymusikern brauchen dann doch länger als ein Profiorchester für die Proben", erklärte Gero Wiest. "Etwa ein halbes Jahr brauchten wir die Noten. Zum Glück kam uns der Verlag da etwas entgegen, indem er für Laienorchester eine andere Preisstaffel anbietet". Mit den Proben begann das Orchester im Januar, mit wöchentlichen Terminen und einem ganzen Probenwochende.
Vor Bernstein stand aber – trotz sommerlicher Hitze – Robert Schumanns Frühlingssinfonie auf dem Programm. Das mit wuchtigen Klängen beginnende Werk erwies sich als eine ebenso festliche wie fröhliche Musik mit einigen bekannten Melodien, und zwischendrin schienen auch Vogelstimmen in die Musik eingebaut zu sein.
Die Musik aus Leonard Bernsteins „West Side Story“ bildete einen kräftigen Kontrast zu den romantischen Klängen. Musik im Bigband-Sound füllte die Kirche, zum (wenigstens gedanklichen) Mitsingen geeignet und mit dem begeisternden „America“ als Finale.
Später folgte die weniger bekannte, aber musikalisch mindestens ebenso interessante Candide-Suite von Bernstein. Gegenüber den jazzigen Klängen der West Side Story war die Musik aus Candide über weite Strecken eher so etwas wie Musik für ein Salonorchester, bei dem Walzer auf spanische Klänge trifft. Allerdings keinesfalls eine durchgehende "Wohlfühlmusik", sondern ebenso auch aus komplizierten Strukturen aufgebaut ("Da spielt dann auch mal die Posaune entgegen dem Takt des Orchesters", erklärte mir der Posaunist). Am Ende stand eine vielstimmige Fanfarenmelodie der Bläser. Ein großartiges Werk! Und, um auf Candide zurückzukommen, sicher eines aus der besten aller Welten.
Ohne Zugabe ging das Orchester nicht nach Hause, da gab es noch einmal "America".
Ein erwartungsvolles Publikum in St. Jakobi Schönebeck |
Gero Wiest, Johannes Beyer und der Spenden-Teddy |
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