Heute spielte in der Schönebecker St.-Jakobi-Kirche das Sinfonieorchester Magdeburger Musikfreunde, unter seinem Dirigenten Gero Wiest.
Im Sinfonieorchester Magdeburger Musikfreunde spielen neben Profis vor allem Musiker, die sonst „völlig normalen“ Berufen nachgehen. Schüler und Studenten sind ebenso darunter wie Ärzte, Ingenieure und Techniker. Einige auch aus Schönebeck, für die das Konzert in der St.-Jakobi-Kirche ein Heimspiel war. Für das diesjährige Konzert hatte sich das Orchester Stücke amerikanischer Komponisten vorgenommen, die überwiegend in den 1940er Jahren als Filmmusiken entstanden und hierzulande weniger bekannt sind. Auch ohne dass die Bilder dazu sichtbar waren, wurden dem Schönebecker Publikum bei der Musik von Quincy Porter, Aaron Copland und Erich Wolfgang Korngold in schwarzweiß gedrehte Filme vorstellbar. Diesen musikalischen Miniaturen stellte Dirigent Gero Wiest die gleichfalls in Amerika entstandene Sinfonie „Aus der neuen Welt“ des Tschechen Antonin Dvorak entgegen. „Diese entstand sehr viel früher“, sagte er, „aber man erkennt darin bereits die europäischen Grundlagen amerikanischer Musiktradition und Filmmusik“.
In der Music for strings von Quincy Porter, einem mir bis dahin völlig unbekanntem Komponisten, werden lange ruhige Streicherpassagen abgelöst von einem tänzerisch klingenden Allegro. Aaron Copland dagegen dürfte als Komponist doch um einiges bekannter sein, und sei es indirekt, weil Melodien von ihm sogar die Popmusik beeinflußten. Die im Konzert erklingenden kurzen Sätze charakterisieren Episoden, die anhand der Satzbezeichnungen bildlich vorstellbar werden. Die "New England countryside" wird von den am Beginn stehenden kräftigen Hornsignalen geprägt, in die später auch die Streicher mit klaren und kräftigen Melodien einfallen. Im "Sunday traffic" beginnen die Bässe einen kräftigen Marsch, in den die anderen Instrumentengruppen nach und nach einstimmen, erst die Streicher, dann die Bläser. In schräg-fröhlicher Weise gespielt ist dieser Satz voll musikalischer Komik. Es muß ein lustiger Sonntag gewesen sein, den Copland da im Sinn hatte. "Groovers Corner" dann wieder ruhiger, bevor es in den "Threshing machines" wieder aufregend und laut wird. Das Orchester erzeugt eine beunruhigende, beinahe bedrohliche Grundstimmung, aus der einzelne Bläser Signalen gleich hervorklingen. Auch Korngolds Suite "Sea Hawk", entstanden als Musik zum gleichnamigen Film, war ein sehr kräftiges Stück Musik, bei dem das Orchester nochmal alles geben mußte. Vor der Pause nochmal "ein richtiger Kracher" , wie Gero Wiest dazu sagte.
Nach der Pause dann die sehr vertrauten und klanggewaltigen Melodien von Dvorzaks "Aus der neuen Welt", von dem vor allem Eingangs- und Schlußsatz sehr gut bekannt sind. Hier gab es die Sinfonie vollständig zu hören. Von der musikalischen Wirkung her hatte Gero Wiest das Werk bewußt an das Ende des Konzerts gestellt. In einer zeitlichen Abfolge hätte es eher an den Beginn gehört: Dvorak lebte bis 1904, als die anderen drei Komponisten noch Kinder waren. Die Auswahl der Werke und der Komponisten verdeutlichte, auf welchem wunderbaren musikalischem Erbe die amerikanischen Komponisten aufbauen und wie dieser musikalische Hintergrund bis in die heutige Zeit hinein wirkt.
Das Konzert fand als Benefizveranstaltung für das am Magdeburger Uni-Klinikum eingerichtete Elternhaus krebskranker Kinder statt. Dank der Unterstützung durch die Schönebecker Softwarefirma Social Map gehen die Eintrittsgelder vollständig an einen Förderkreis zur psychosozialen Betreuung krebskranker Kinder und ihrer Angehörigen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen