Dienstag, 10. Mai 2022

Gregorian Voices

Mit Kerzen in ihren Händen betreten die acht Sänger der Gregorian Voices die Schönebecker St.-Jakobi-Kirche, gehüllt in Mönchsgewänder, die Kapuzen weit ins Gesicht gezogen. Dabei singen sie ein altes Kirchenlied. Stimmung wie in einem Mittelalterfilm kommt auf. 

Im Bereich vor dem Altar angekommen (der passenderweise "Chor" heißt und auch den historisch korrekten Ort für einen Mönchschor darstellt) erklingt ein mehrstimmiges Kyrie, später auch ein Ave Maria. Den lateinischen Gesängen folgen orthodoxe Kirchenlieder. Die kräftigen Stimmen der acht Sänger füllen auch unverstärkt die Kirche aus, sind bis zum letzten Platz zu hören. 

Das Kantate Domino von Heinrich Schütz, eher schon Renaissancemusik, war in der Version der Gregorian Voices ein sehr interessantes Stück, mit mehrstimmigem Wechselgesang.

Im zweiten Konzertteil folgten Adaptionen von Pop-Titeln. Angeführt von Leonard Cohens "Halleluja", das ja genaugenommen auch gut in die Kirche passte. Die Chor-Versionen von Frank Sinatras "My way" oder Rod Stewards "I'm sailing" waren ungewöhnliche Musik für einen Chor von Mönchen und brachten interessante Hörerfahrungen. In der Zugabe sangen sie "Thank you for the Music" – ein Gefühl, dass auch die Zuhörer hatten. 

Das Konzert des ukrainischen Männerchores war bereits lange geplant, wegen Corona auch bereits einige Mal verschoben. Mitte Februar starteten sie dann endlich ihre Deutschland-Tournee. Das war eine Woche vor dem russischen Überfall auf ihre Heimat. Jeder kann sich vorstellen, mit welch bangem Gefühl sie die Meldungen aus ihrer Heimat verfolgen. Am Ausgang stand eine Spendenbox bereit, in der für die Hilfe von Flüchtlingen gesammelt wurde, die aus den Kampfgebieten ins westukrainische Lviv, das frühere Lemberg flohen. Und mit dem Wissen um die Herkunft der Musiker hörte man auch die Musik anders. In einem der orthodoxen Kirchenlieder meinte ich ein "Hilf  mir, Herr" besonders kräftig gesungen herauszuhören.



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