Harry Timmermann – Klarinette
Nikos Tsiachris – Gitarre
Robin Draganic – Baß
Alexandr Danko – Akkordeon
Nikos Tsiachris, Harry Timmermann, Robin Draganic und Alexandr Danko (von links) |
Am Valentinstag hatte das Gemeindezentrum St. Jakobi zum Klezmerkonzert eingeladen. Für „Harry’s Freilach“, so der etwas merkwürdig klingende Name der Band, genügten die ersten Takte der unverkennbaren Klarinettenklänge, um das Schönebecker Publikum für sich einzunehmen. Bis zur Pause standen eher festliche Varianten des Klezmer im Vordergrund, im zweiten Teil ging es dann sehr fröhlich zu. Schließlich steckt das Wort „fröhlich“ auch im Bandnamen „Freilach“. Die muntere Musik regte zum Mitwippen und Mitklatschen an. Es hätte nicht viel gefehlt und einige Konzertbesucher hätten angefangen zu tanzen.
Der Spaß an der Musik führte zuweilen zu musikalischen Scherzen. Etwa wenn in einem Lied über die „Schwiegermamme“ der Kontrabass diese wichtigste Person im Haushalt misstönend parodieren musste. Auch die anderen Instrumente kamen in Solo-Stücken zur Geltung: Alexandr Danko ließ sein Knopf-Akkordeon wie eine Kirchenorgel klingen, Nikos Tsiachris spielte auf der Gitarren Flamenco in einer virtuosen Fingerpicking-Technik. Der Gitarrist stellte eine Verbindung zum Klezmer her: „auch die früher in Andalusien lebenden Juden haben im Flamenco musikalische Spuren hinterlassen“. Am deutlichsten bestimmte aber Harry Timmermanns Klarinette den Klang der Band. Der frühere Rundfunkautor beim Sender freies Berlin kam eher zufällig zur Klezmermusik. In einsamen Nachtschichten eines Studentenjobs hörte er Musik von Giora Feidmann und wollte bald selbst die Musik spielen, die ihn dann nie wieder los ließ.
Egal ob Walzer oder jüdischer Tanz, der typische Klezmerklang der Klarinette war in fast allen Stücken zu hören. Dazu der Baß als Rhythmusinstrument, das Akkordeon als zweite Melodistimme und die Gitarre, die den Baß unterstützt – diese in der westeuropäischen Musik vielleicht ungewöhnliche Kombination gehört geradezu zu den typischen Kennzeichen der Klezmermusik.
Doch nicht nur musikalisch trafen bei diesem unterhaltsamen Abend viele Kulturen aufeinander. Ein Deutscher, ein Jugoslawe, ein Russe und ein Grieche spielen jüdische Musik in einem Gemeindezentrum der evangelischen Kirche – wenn das kein Zeichen für gegenseitiges Verstehen ist. Beim Konzert selbst spielten solche Gedanken aber keine Rolle. Das Publikum lauschte, lachte, ging mit der Musik mit und erklatschte sich zum Schluss noch Zugaben.
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